Was ist ein Ich? Wie kommt es zustande und welche Stabilität hat es? Und was, wenn ein Mensch über „mehrere Ichs“ verfügt?
Das Erleben von “Ich” oder “Selbst” bei Menschen, denen Unerträgliches widerfahren ist, kann unter bestimmten Bedingungen nicht mehr zusammenhängend, nicht mehr integriert sein. Derselbe Mensch oder dieselbe Person beinhaltet dann mehr als einmal das Erleben von „Das bin ich“.
Bildhaft gesprochen ist es so, als lebten mehrere Personen in dem selben Körper. Die Person erlebt sich als „aufgeteilt“.
Dieses Phänomen, das in der Dissoziativen Identitätsstruktur seine stärkste Ausprägung zeigt, ist im Kern qualitativ etwas anderes als das Phänomen der Ego-States oder Modi. Die Existenz “der Vielen in einem Körper” ist mittlerweile empirisch eindrucksvoll bestätigt worden und kann als kreative, dem Überleben dienende Handlung aufgefasst werden. In Übereinstimmung mit Pierre Janet, der diesen Begriff geprägt hat, wird in dem Seminar genau das als Dissoziation verstanden: Die Unterteilung eines Systems in Subsysteme oder eben phänomenologisch das Erleben, dass mehrere Personen in ein und dem selben Körper leben.
Die Therapie dissoziativer Störungen / Strukturen stellt Psychotherapeut:innen vor große fachliche und persönliche Herausforderungen.
Wie kann man eine gute Beziehung zu einem Menschen aufbauen, der „Mehrere“ oder „Viele“ ist, wie manche Betroffene das nennen?
Ist es dann überhaupt noch eine Beziehung oder sind es mehrere? Wie kann man therapeutisch allen Anteilen, wie sie von den selbst bewussten Subsystemen meist selbst genannt werden, gerecht werden? Muss man das überhaupt? Und wie kann man der Person helfen, irgendwann ein symptomfreies und auch ansonsten viel freieres Leben zu führen?
Grundlage allen Handelns ist ein erkenntnistheoretisches und ontologisches Modell, das im Wesentlichen auf Francisco Varela, Evan Thompson und Eleanor Rosch zurückgeht, von Ellert Nijenhuis um den psychotherapeutischen Aspekt erweitert wurde und auf der Annahme basiert, dass jedes lebende Wesen seine Realität in Verbindung mit der Umwelt selber hervorbringt.
Darauf aufbauend kann definiert werden, was eine dissoziative Störung ist, welche dissoziativen Störungen unterschieden werden können und was dissoziative Anteile bzw. „Agenzien“ sind. Weiterhin ergeben sich hier herüber therapeutische Implikationen für die Diagnostik der verschiedenen dissoziativen Störungen, den Aufbau einer tragfähigen Beziehung zum gesamten System mit allen Agenzien und die Möglichkeiten, dem gesamten System zu helfen, Symptome zu reduzieren oder ganz zu überwinden.
Hierbei geht es darum, wie Patient:innen als Ganzes und die jeweiligen Anteile ihr Handlungsvermögen erweitern können, Anteile zu unterstützen, ihre Phobien und Abneigungen voreinander abzulegen, um mehr miteinander kommunizieren und kooperieren zu können. Und letztlich geht es um die Integration der unerträglichen Erlebnisse (Traumatisierungen), welche als ursächlich für das Aufteilen des Systems angesehen werden können.
Dieser Fortbildungstag vermittelt einen ersten Eindruck der Hintergründe, therapeutischen Implikationen und das praktische Vorgehen der
Enaktiven Traumatherapie und somit vielfältige hilfreiche Elemente für die psychotherapeutische Praxis.
Darüber hinaus dient dieser Fortbildungstag natürlich auch dazu, einen guten Einblick in die Methode der Enaktiven Traumatherapie zu bekommen, um für sich entscheiden zu können, bei Interesse an einer umfangreicheren Weiterbildung teilzunehmen.
Akkreditierung-Nummer: 2767202024038312024
Fortbildungspunkte: 10
Art des Veranstaltungsortes: Online
Referent*innen:
– Sina Hulten
Wissenschaftliche*r Leiter*in:
– Sina Hulten
Anmeldung erforderlich
Telefon: 040 – 87 50 44 69
E-Mail: info@fortschritte-hamburg.de
Internet: https://fortschritte-hamburg.de
Gebühr pro Teilnehmer: 190.00,- €