Pressemitteilung: Umfrage der Psychotherapeutenkammer Hamburg zur Situation der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie in der Pandemie in Hamburg

Pressemitteilung

Umfrage der Psychotherapeutenkammer Hamburg bestätigt: Deutlich gestiegene Nachfrage nach psychotherapeutischen Angeboten für Kinder und Jugendliche

In einer Umfrage der Psychotherapeutenkammer Hamburg unter den Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen gaben mehr als 80% der Befragten an, dass sich die Nachfrage nach psychotherapeutischen Angeboten während der Corona-Pandemie um mehr als 40% erhöht und sich die Wartezeiten deutlich (im Durchschnitt um 17 Wochen) verlängert hätten.

Außerdem benannten es zwei Drittel der Befragten als auffällig, dass es zu längeren Behandlungsdauern komme und sich Patient*innen nach einer abgeschlossenen Behandlung häufiger erneut vorstellen würden.

Als durch die Pandemie bedingte Belastungen wurden am häufigsten Home-Schooling, Isolation, der Mangel an Freizeitangeboten und der Mangel an sozialen Kontakten (Peers) genannt. Vorherrschend sei eine Zunahme an Depressivität und Angstsymptomen für die Inanspruchnahme psychotherapeutischer Angebote, aber auch Essstörungen, Zwangsstörungen und erhöhter Medienkonsum wurden genannt.

Die Psychotherapeutenkammer fordert angesichts dieser Entwicklung, dass sowohl präventive und niedrigschwellige psychosoziale Angebote für Kinder und Jugendliche ausgebaut werden als auch kurzfristig zusätzliche psychotherapeutische Behandlungskapazitäten geschaffen werden. Durch eine Flexibilisierung von Jobsharing und Anstellung könnten in psychotherapeutischen Praxen mehr Behandlungsangebote gemacht werden. Die Erteilung von Ermächtigungen und Sonderbedarfszulassungen von Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen für schlecht versorgte Stadtteile sollte geprüft werden.

Für gesetzlich Versicherte sollte außerdem von den Krankenkassen durch eine unbürokratische Kostenerstattung von außervertraglichen Psychotherapien in Privatpraxen ein schnellerer Zugang zur Psychotherapie ermöglicht werden. Die bereits vor der Pandemie geforderte und notwendige Reform der Bedarfsplanung muss aus Sicht der Psychotherapeutenkammer nun zügig auf den Weg gebracht werden, um mehr ambulante Behandlungskapazitäten, insbesondere für Kinder und Jugendliche, zu schaffen. Der 40. Deutsche Psychotherapeutentag am 13./14.05.2022 hat diese Forderung in einer Resolution bekräftigt.

In einem Fact-Sheet sind die Ergebnisse der Studie zusammengefasst. Für weitere Informationen oder die Vereinbarung eines Hintergrundgesprächs wenden Sie sich bitte an Dr. Tanja Tischler, Tel. 040 226 226 070, E-Mail: tischler@ptk-hamburg.de oder an Heike Peper, E-Mail: peper@ptk-hamburg.de.

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