Gemeinsam für psychische Gesundheit am Arbeitsplatz
Gemeinsam für psychische Gesundheit am Arbeitsplatz
Psychotherapeutenkammer Hamburg zur Woche der Seelischen Gesundheit
Hamburg, 10. Oktober 204. Unter dem Motto „Hand in Hand für seelische Gesundheit am Arbeitsplatz“ findet die diesjährige Woche der Seelischen Gesundheit bundesweit vom 10. bis 20. Oktober 2024 statt. Sie wird vom Aktionsbündnis Seelische Gesundheit koordiniert und steht unter der Schirmherrschaft von Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach.
„Es gibt einen starken Zusammenhang zwischen Berufstätigkeit und Gesundheit. Ein Arbeitsplatz, der die psychische Gesundheit erhält und fördert, ist für ein zufriedenes Berufs- und Privatleben von großer Bedeutung“, betont Heike Peper, Präsidentin der Psychotherapeutenkammer Hamburg.
Aktuelle Zahlen aus dem DAK-Psychreport belegen, dass die Fehltage von Arbeitnehmer*innen in den vergangenen zehn Jahren aufgrund psychischer Erkrankungen wie Depressionen, Belastungsreaktionen und Ängsten um 52 Prozent gestiegen sind. Nach Erkrankungen des Atmungssystems und des Muskel-Skelett-Systems sind sie laut Report der dritthäufigste Grund für Krankschreibungen. Gleichzeitig sind psychische Erkrankungen inzwischen eine der häufigsten Ursachen für eine Frühverrentung, was gesellschaftliche und wirtschaftliche Herausforderungen mit sich bringt.
Hamburg ist nach Studien-Ergebnissen der AOK sogar Deutschlands Hauptstadt der Depressionen. Die Zahl der Betroffenen steigt seit 2017 an und hat im Jahr 2022 mit 227.000 diagnostizierten Patient*innen einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Das zeigt der Gesundheitsatlas 2024 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK.
Die Ursachen für psychische Erkrankungen sind vielfältig und individuell. U.a. aktuelle gesamtgesellschaftliche Problemlagen, wie beispielsweise die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, die Klimakatastrophe und globale Konflikte oder Kriege, belasten viele Menschen derzeit.
Am Arbeitsplatz können psychische Probleme aufgrund eines hohes Arbeitspensums, Termin- und Zeitdrucks, Konflikten mit Kolleg*innen oder der Führungskraft entstehen. Umso wichtiger ist vorbeugendes, psychisches Gesundheitsmanagement. Die Psychotherapeutenkammer Hamburg appelliert daher, am Arbeitsplatz Gefährdungsbeurteilungen psychischer Belastung vorzunehmen. „Eine psychische Gefährdungsbeurteilung ist eine Maßnahme, die über das Arbeitsschutzgesetz gesetzlich verankert ist. Arbeitgeber*innen müssen dafür sorgen, dass für jeden Arbeitsplatz die möglichen psychischen – und körperlichen – Belastungen erkannt und dokumentiert werden. Außerdem sind sie verpflichtet, entsprechende Maßnahmen zum Schutz der (psychischen) Gesundheit einzuleiten und umzusetzen“, so Heike Peper.
Ein erfolgreiches Stressmanagement kann zudem bei der Prävention von psychischen Leiden helfen, indem Stresssignale rechtzeitig erkannt und Maßnahmen der Selbstfürsorge ergriffen werden. Dazu gehören beispielsweise Pausen und Entspannungsmethoden, aber auch Bewegung und soziale Kontakte sind nicht zu unterschätzen. Bei dauerhaft auftretenden Warnzeichen, beispielsweise einem „Nicht-Abschalten-Können“ in der Freizeit, Gedankenspiralen oder psychosomatischen Beschwerden, sollten diese unbedingt ernstgenommen und psychotherapeutische Unterstützung in Erwägung gezogen werden.
„Leider ist die Wartezeit auf einen Psychotherapieplatz auch in Hamburg immer noch unzumutbar lang. Psychisch kranke Menschen brauchen aber schnell Hilfe, um eine Verschlimmerung oder Chronifizierung ihrer Symptome zu verhindern“ erläutert Peper. Um die psychotherapeutische Versorgungssituation zu verbessern, fordert die Psychotherapeutenkammer Hamburg gemeinsam mit den anderen Landespsychotherapeutenkammern daher seit Jahren, die veraltete Bedarfsplanungsrichtlinie zu reformieren, um mehr Kassensitze für ambulante Psychotherapie zu schaffen. Zum anderen sollten aber auch mehr Mittel in der Arbeitswelt, wie auch in den anderen Lebensbereichen, für präventive, die psychische Gesundheit fördernde Maßnahmen eingesetzt werden.
Weiterführende Links:
- Aktionswoche der Seelischen Gesundheit v. 10. bis 20.10.2024
- DAK-Psychreport 2024
- Gesundheitsatlas 2024 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK
- Studien-Ergebnissen der AOK zu Hamburg
Hilfe finden:
- Psychotherapiepraxen sind im Suchportal der Psychotherapeutenkammer zu finden: https://psych-info.de/.
- Das Hamburgische Krisentelefon ist unter 040-428 11 3000 erreichbar und bietet telefonische Beratung und Unterstützung in psychischen Krisen an.
- Betroffene und Angehörige finden auf der Website der Psychotherapeutenkammer Hamburg hilfreiche Informationen.
- Auf dieser Internetseite der Stadt Hamburg gibt es eine Übersicht über Rat und Hilfe bei psychischen Problemen.
- Im Ratgeber Wege zur Psychotherapie der Bundespsychotherapeutenkammer finden Hilfesuchende Antworten auf viele Fragen.
- Besteht Gefahr für ein Leben, rufen Sie die Notfallnummer 112.
Über die Psychotherapeutenkammer Hamburg:
Der Psychotherapeutenkammer Hamburg gehören als Heilberufekammer und Körperschaft des öffentlichen Rechts zurzeit rund 2.900 Psychologische Psychotherapeut*innen, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen sowie Psychotherapeut*innen an. Die Psychotherapeutenkammer Hamburg ist deren demokratische, auf Selbstverwaltung beruhende Interessenvertretung.