Wann und wo leben wir? Nicht gestern oder morgen, sondern „jetzt“. Nicht dort drüben, sondern genau hier.
„Jetzt“, wie es uns erscheint, ist genau die Zeit, in der wir handeln, das heißt etwas spüren, fühlen, beeinflussen, denken oder uns etwas vorstellen und uns bewegen. Dies dauert normalerweise nicht länger als ein paar Sekunden.
Es umfasst das Erleben und Integrieren dessen, was ist, was gerade war und was sehr bald sein wird.
„Hier“ ist im Grunde der Ort, an dem wir unseren gelebten Körper erleben. Neben unserem phänomenalen „Hier“ erleben wir typischerweise auch ein phänomenales „Dort“, Orte in einer bestimmten Entfernung vom „Hier“.
Unser phänomenales Hier und Jetzt ist nicht vorgegeben: Um es zu erleben, müssen wir etwas tun, wir müssen es „enagieren“, „hervorbringen“. Es ist nicht einfach, einen nützlichen gegenwärtigen Moment und Ort zu schaffen.
Unser Geist neigt dazu, abzuschweifen, anstatt sich ständig auf unser phänomenales Hier und Jetzt zu konzentrieren.
Das weiß jeder aus eigener Erfahrung.
Wann und wo können wir eine schädliche Vergangenheit überwinden?: In einem gelebten Hier und Jetzt, nicht in einer fernen Vergangenheit oder Zukunft. Es bedarf einer Reihe integrativer Maßnahmen, zu denen das Spüren, Fühlen, Wissen und Erkennen dessen gehört, was so schmerzhaft zu spüren, zu fühlen, zu wissen und zu erkennen ist. Traumatisierte Menschen halten die erschreckenden Erfahrungen, Handlungen und angedeutete Inhalte lieber beständig vom Leibe.
Und das gilt auch für Therapeut:innen. Therapeut:innen ziehen es zum Beispiel möglicherweise vor, über das schmerzhafte „Damals“ der:des Patient:in zu sprechen, es zu reflektieren, es zu verstehen und dabei eine sichere Distanz, ein sicheres „Dort“ einzuhalten. Um die:den Patient:in zu verstehen, konzentrieren sie sich möglicherweise auf das, was sie sich „im Kopf oder Gehirn“ der:des Patient:in vorstellen. Aber die Überwindung von Traumata erfordert eine andere Haltung. Es bedarf einer Ko-operation mit der:dem Patient:in als verkörperte und affektive Person, die herausgefordert ist, die verletzende Vergangenheit im gegenwärtigen Augenblick in der gegenwärtigen Sitzung im gegenwärtigen Therapieraum im Rahmen des gegenwärtigen ko-verkörperten und ko-affektiven Patient-Therapeutbeziehung zu bringen.
Abgesehen von diesen Vermeidungstendenzen bei Therapeut:innen sind nur wenige Kliniker:innen darin geschult, das zu sehen, zu hören und zu fühlen, was ihren verschiedenen Sinnen zur Verfügung steht: die:den verkörperte, affektive Patient:in und ihr:sein eigenes verkörpertes, affektives Wesen im jeweiligen Hier und Jetzt.
Ziel der Fortbildung ist es, Traumatherapeut:innen dabei zu helfen, ihre Einstellung und Fähigkeiten zu ändern. Diese Entwicklung beinhaltet eine Abkehr vom Reflektieren, Verstehen und Interpretieren. Es beinhaltet eine Bewegung in Richtung eines verkörperten und affektiven Wahrnehmens des gegenwärtigen Augenblicks und Ortes.
Diese bewusste Haltung und Praxis ist ein wichtiger Teil der Bemühungen der Enaktiven Traumatherapie.
Akkreditierung-Nummer: 2767202023032909755
Fortbildungspunkte: 20
Art des Veranstaltungsortes: Online
Referent*innen:
– Ellert Nijenhuis
Wissenschaftliche*r Leiter*in:
– Ellert Nijenhuis
Tag | Start | Ende |
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1 | 09.10.2024 09:00 | 17:00 |
2 | 10.10.2024 09:00 | 17:00 |
Anmeldung erforderlich
Telefon: 040/87504469
E-Mail: info@fortschritte-hamburg.de
Internet: https://fortschritte-hamburg.de/
Teilnahmegebühr: 420,- Euro