Wenn Sie Ihre:n Patient:in oder irgendeinen dissoziativen Agens fragen: „Was wünschen Sie sich von mir als Therapeut:in?“, werden Sie natürlich antworten, dass sie möchten, dass ihnen geholfen wird. Sie möchten ihre Symptome loswerden, die sie verfolgen und die sie aus eigener Kraft nicht überwinden können. Sie hoffen, dass Sie ihnen helfen können, ihre Trauer in Freude zu verwandeln.
Doch das Erste, wonach sie sich normalerweise sehnen, ist, dass man sie sieht, hört und fühlt, dass man sie anerkennt und trifft und mit ihnen in Resonanz geht. Dieses Bedürfnis tritt umso deutlicher hervor, je mehr interpersonelle Gewalt sie erlebt haben.
Das Verlangen ist besonders stark, wenn diese anderen für sie eine große affektive Bedeutung haben oder hatten, wie die eigene Mutter, der eigene Vater oder ein:e Partner:in im Leben.
In den traumatisierenden Taten wurden unsere Patient:innen als Objekte benutzt, wurden nicht mehr als Subjekte gespiegelt, begleitet und begegnet. Insofern sehnen sich Menschen, die durch andere Menschen massiv und systematisch verletzt wurden, in erster Linie nach einer:einem Therapeut:in, die:der ihnen begegnet, mit ihnen in Resonanz tritt und ihnen hilft, ihr verletztes Selbst, ihre verletzte Persönlichkeit wiederherzustellen.
Manche Therapeut:innen möchten jedoch in erster Linie erforschen, was mit ihren traumatisierten Patient:innen nicht stimmt
(Welche Diagnose, welche Funktionsanalyse?). Sie möchten wissen was mit ihnen zu tun ist (Welche Interventionen, welches Protokoll?).
Sie möchten das „technisch Richtige“ tun. So gut gemeint es auch ist, wenn man diesen Weg einschlägt, kann es sein, dass Patient:innen sich erneut objektiviert fühlen: als Untersuchungsgegenstand und nicht als Subjekt, das sich danach sehnt, seine Persönlichkeit wiederherzustellen. Manche Kliniker:innen und Wissenschaftler:innen meinen, sie wüssten es besser. Manche halten es sogar für berechtigt, zu beurteilen, dass die traumatischen Erinnerungen der Patient:innen a priori falsch sind, dass es keine dissoziativen Agens gibt oder dass eine Art von Intervention (z.B. Exposition) das Heilmittel für alle ist. Auf diese Weise wird die Subjektivität der:des Patient:in erneut negiert.
Enaktive Traumatherapie ist ein Versuch, das verlorene persönliche Dasein wiederherzustellen. Es ist wie eine Einladung zum Tanz, ein ständiges Suchen und Ausbalancieren der Bedürfnisse und Bestrebungen der:des Patient:in und der:des Therapeut:in. Ein Versuch, gemeinsam Sinn zu stiften. Bedeutung ist nicht etwas, das vorab gegeben ist, sondern nur „gefunden“ werden kann. Es ist sicherlich nicht das Monopol der Kliniker:innen (und Wissenschaftler:innen). Die Enaktive Traumatherapie geht einen anderen Weg. Es handelt sich um eine fortlaufende, verkörperte und in die Welt eingebettete Zusammenarbeit, eine kontinuierliche Mitwirkung. Dabei geht es um wiederkehrendes Einstimmen, gemeinsames Sinnstiften und Anleitung und Begleitung zur Veränderung. Das vorliegende Seminar soll Klinikern dabei helfen, diese Schritte besser umzusetzen und ihre therapeutische Wirkungskraft (Handlungsfähigkeit) weiterzuentwickeln.
Akkreditierung-Nummer: 2767202023033009758
Fortbildungspunkte: 20
Art des Veranstaltungsortes: Online
Referent*innen:
– Ellert Nijenhuis
Wissenschaftliche*r Leiter*in:
– Ellert Nijenhuis
Tag | Start | Ende |
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1 | 28.03.2025 09:00 | 17:00 |
2 | 29.03.2025 09:00 | 17:00 |
Anmeldung erforderlich
Telefon: 040/87504469
E-Mail: info@fortschritte-hamburg.de
Internet: https://fortschritte-hamburg.de/
Gebühr pro Teilnehmer: 420,- €