Pressemitteilung: Stigmata abbauen und Resilienz fördern
Psychotherapeutenkammer und Ärztekammer zur Woche der Seelischen Gesundheit
Anlässlich der bundesweiten Woche der Seelischen Gesundheit machen sich die Psychotherapeutenkammer Hamburg und die Ärztekammer Hamburg gemeinsam für die Förderung der psychischen Gesundheit und der Resilienz in allen Lebensreichen stark.
Die diesjährige Woche der Seelischen Gesundheit steht unter dem Motto „Lass Zuversicht wachsen – Psychisch stark in die Zukunft“. Die bundesweite Aktionswoche, die vom 10. bis 20. Oktober stattfindet, legt den Fokus auf die zahlreichen präventiven und psychosozialen Hilfsangebote und nimmt insbesondere die Bedürfnisse (psychisch erkrankter) junger Menschen in den Blick.
Die vergangenen Jahre waren für viele Kinder und Jugendliche belastend und herausfordernd. Die psychische Gesundheit von jungen Menschen ist auch Jahre nach der Corona-Pandemie noch deutlich schlechter als vor der Pandemie. Das zeigen die Ergebnisse der sechsten und siebten Befragungsrunde der COPSY-Studie (COrona und PSYche) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Auch andere aktuelle Studien belegen, dass die psychische Gesundheit von Kindern und jungen Erwachsenen deutlich beeinträchtigt ist. Nach Angaben des Health and Work Barometers der Techniker Krankenkasse sind angehende Schulabsolvent*innen in Deutschland psychisch stark belastet: Mehr als ein Viertel der Schulabsolvent*innen sei emotional erschöpft, so die Studie.
Das vierte Mental-Health-Barometer zeigt, dass fast die Hälfte der befragten Studierenden in Deutschland und Österreich mit psychischen Belastungen kämpft.
Die beiden Heilberufekammern weisen deshalb auf die Bedeutung einer breiten Aufklärung sowie auf nachhaltige Maßnahmen zur Prävention psychischer Erkrankungen hin.
„Die psychische Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen wird zunehmend durch globale Krisen belastet. Viele Kinder und Jugendliche sind verunsichert und machen sich Sorgen um die Zukunft. Deshalb ist es umso wichtiger, ihnen Mut zu machen, ihnen Orientierung zu geben, Selbstwirksamkeit und Zusammenhalt zu fördern und mit den passenden Präventionsangeboten ihre seelische Gesundheit zu stärken“, erläutert Heike Peper, Präsidentin der Psychotherapeutenkammer Hamburg.
„Psychische Gesundheit muss in Kitas, Schulen und Universitäten, aber auch in Betrieben sowie im öffentlichen Diskurs eine größere Rolle spielen. Sie zu fördern ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Und wir müssen auch im medizinischen Bereich stärker für psychische Gesundheit sensibilisieren“, fordert Dr. Pedram Emami, Präsident der Ärztekammer Hamburg und betont die die Bedeutung von Aufklärung und sowie Fortbildung von Fachkräften, um die berufliche Qualifikation im Umgang mit Patient*innen zu fördern und auszubauen.
Torsten Michels, Vizepräsident der Psychotherapeutenkammer, betont: „Um betroffene Kinder und Jugendliche zu erreichen, muss der Fokus auf dem Abbau von Stigmatisierung und einem leichten Zugang zu frühzeitiger Unterstützung liegen.“
PD Dr. Birgit Wulff, Vizepräsidentin der Ärztekammer ergänzt: „Die Bereiche Gesundheit, Bildung und Jugendhilfe müssen mit Blick auf die psychische Gesundheit besser miteinander vernetzt werden. Es ist wichtig, das Thema in allen Lebenslagen und -phasen präsent zu machen und im Problemfall die erforderlichen therapeutischen Ressourcen zur Verfügung stellen zu können.“
Zur Woche der Seelischen Gesundheit:
Die Woche der Seelischen Gesundheit findet vom 10. bis 20. Oktober bundeweit statt. Die Aktionswoche 2025 steht unter dem Motto „Lass Zuversicht wachsen – Psychisch stark in die Zukunft” und legt den Fokus auf die zahlreichen präventiven und psychosozialen Hilfsangebote in ganz Deutschland. Insbesondere werden hierbei die Bedürfnisse (psychisch erkrankter) junger Menschen. Nähere Informationen finden Sie auf seelischegeundheit.net.
Hinweis zur Statistik:
• COPSY-Studie (COrona und PSYche) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE)
• Health and Work Barometers der TK
• Mental-Health-Barometer 2024
Informationen für Betroffene und Angehörige:
• Das Hamburgische Krisentelefon ist unter Nummer 040 / 428 11 3000 erreichbar und bietet telefonische Beratung und Unterstützung in psychischen Krisen an.
• Betroffene und Angehörige finden auf der Internetseite der Psychotherapeutenkammer Hamburg hilfreiche Informationen.
• Auch die Stadt Hamburg informiert zum Thema Seelische Gesundheit. Auf der hamburg.de finden Sie Rat und Hilfe bei psychischen Problemen.
• Bei akuter Gefahr oder in Notfällen (z. B. drängende Suizidgedanken, Selbst- oder Fremdgefährdung) rufen Sie den Notruf 112 oder die Polizei 110 an!
Resolution: Jetzt handeln: Für eine zukunftssichere Versorgung – gesetzliche Regelungen für eine ausreichende Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung schaffen!
Die Psychotherapeutenkammer Hamburg hat auf der am 17.09.2025 stattgefundenen Delegiertenversammlung eine Resolution zur auskömmlichen Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung verabschiedet. Die Resolution im Wortlaut:
Jetzt handeln: Für eine zukunftssichere Versorgung – gesetzliche Regelungen für eine ausreichende Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung schaffen!
Die Psychotherapeutenkammer Hamburg begrüßt die klare Aussage im Koalitionsvertrag der Bundesregierung zur Sicherung der Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung und unterstützt die Forderung der Gesundheitsminister*innenkonferenz vom 12.06.2025, „zeitnah die notwendigen Regelungen zur ausreichenden Finanzierung der neuen Weiterbildung der Psychotherapeuten zu treffen“.
Eine gesetzliche Regelung zur Finanzierung muss jetzt dringend und prioritär umgesetzt werden, da immer mehr Jahrgänge die Psychotherapie-Studiengänge absolviert und ihre Approbation erlangt haben. Die Zahl der Absolvent*innen wird in der nächsten Zeit weiter wachsen.
Dem stehen wegen der fehlenden Finanzierung nur wenige Weiterbildungsplätze in anerkannten Weiterbildungsstätten gegenüber.
Eine gesetzliche Regelung muss sowohl eine angemessene Vergütung der Psychotherapeut*innen in Weiterbildung, als auch eine auskömmliche Refinanzierung von Theorie, Supervision, Selbsterfahrung und Betriebskosten berücksichtigen. Nur so kann eine ausreichende Anzahl an Weiterbildungsplätzen in allen Versorgungsstrukturen geschaffen und etabliert werden.
Die Delegiertenversammlung der Psychotherapeutenkammer Hamburg fordert deshalb den Gesetzgeber auf, umgehend eine gesetzliche Regelung für eine ausreichende und nachhaltige Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung zu schaffen, um die Grundlage für eine zukunftssichere psychotherapeutische Versorgung in Deutschland zu sichern.
gez. Der Vorstand
Pressemitteilung SEGEMI: Bessere Gesundheitsversorgung Geflüchteter durch Dolmetschende Lob für Leuchtturmprojekt von SEGEMI zum zehnjährigen Vereins-Jubiläum
Fachleute aus Politik und Gesundheitswesen fordern für Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung schon einen besseren Zugang zum deutschen Gesundheitssystem. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Überwindung von Sprachbarrieren, so der Tenor bei einer Fachveranstaltung zum zehnjährigen Jubiläum des gemeinnützigen Vereins SEGEMI in Kooperation mit der Psychotherapeutenkammer Hamburg. Um fremdsprachigen Patient*innen psychotherapeutische und fachärztliche Behandlung zu ermöglichen, vermittelt SEGEMI durch den Hamburger Dolmetschpool professionelle Dolmetschende an ambulante somatische und psychotherapeutische-psychiatrische Praxen. Die Diskutierenden sprachen sich dafür aus, diese Unterstützung zu einer gesetzlichen Regelleistung und damit bundesweit verfügbar zu machen.
Vorreiter Hamburg setzt sich für bundesweite Regelung ein
Tim Angerer (SPD), Staatsrat der Behörde für Gesundheit und Soziales, wünschte sich einen Brückenschlag über Hamburg hinaus. „Es braucht geschulte und professionelle Sprachmittler und Sprachmittlerinnen mit offenem Herzen. Sprachmittlung hat eine zentrale Funktion für den Zugang zu Versorgung“, sagte Angerer in seinem Grußwort und kündigte an, dass Hamburg sich weiterhin für eine bundesweite Lösung einsetzen werde, damit Sprachmittlung zur Regelleistung der gesetzlichen Krankenversicherung werde. Die Behörde finanzierte den Dolmetschpool als bundesweit einzigartiges Modellprojekt von Beginn an und unterstützt ihn mit derzeit knapp 600.000€ jährlich. Die grüne Bundestagsabgeordnete und Gesundheitspolitikerin Linda Heitmann äußerte sich skeptisch über Möglichkeiten für eine zeitnahe bundesweite Regelung. Angesichts der gesellschaftlichen Stimmung stehe das Thema derzeit leider nicht besonders weit vorne.
Einzigartiger Dolmetschpool ermöglicht muttersprachliche Behandlung
SEGEMI ermöglicht Behandelnden, sich durch kostenlose Unterstützung des Dolmetschpools mit ihren Patient*innen zu verständigen und sie fachgerecht zu behandeln. 2017 war man mit wenigen hundert Einsätzen jährlich gestartet, koordiniert inzwischen mehr als 4.500 pro Jahr. Mehr als ein Drittel der Einsätze entfallen auf die Sprachen Dari und Farsi für Menschen aus Afghanistan und Iran. Russisch, Arabisch und Türkisch folgen in der Statistik. Der psychiatrisch-psychotherapeutische Bereich bildet mit mehr als zwei Dritteln den Schwerpunkt des Dolmetschpools.
Praxen sollen für stärkere Nutzung der Dolmetschenden motiviert werden
Nahezu 150 ambulante ärztliche und psychotherapeutische Praxen in Hamburg sind derzeit an den Pool angeschlossen. Das ist eine deutliche Steigerung im Lauf der Jahre. Im Vergleich zu der Gesamtzahl aller Praxen in Hamburg ist dies bislang allerdings nur ein Bruchteil von knapp 4%, die dieses kostenlose Angebot in Anspruch nehmen. Heike Peper, Präsidentin der Psychotherapeutenkammer Hamburg, kündigte weitere Maßnahmen der Kammer an, um mehr Praxen zu motivieren, Dolmetscher*innen in ihren Praxisablauf zu integrieren. Peper nannte den Dolmetschpool ein bundesweites Leuchtturmprojekt und bedauerte, dass die geplante bundesweite Regelung mit dem Ende der Ampelkoalition gescheitert ist. „Wenn der Zugang zu Gesundheitsversorgung behindert wird, bedeutet das fortgesetzte systematische Ausgrenzung und Diskriminierung“. Viele Psychotherapeut*innen und Psychiater*innen haben wenig Erfahrung in interkultureller Arbeit. Die Hamburger Psychotherapeutin Paula-Sophie Wilckens berichtete über positive Erfahrungen in ihrer Zusammenarbeit mit Dolmetschenden und rief dazu auf, Hemmungen abzubauen. „Ich freue mich über die Teamarbeit, das haben wir sonst in der ambulanten Therapie nicht.“
Positive Bilanz der psychosozialen Beratung nach zehn Jahren
SEGEMI wurde im September 2015 als Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der seelischen Gesundheit in der Metropolregion Hamburg gegründet. Für Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrungen, die psychisch belastet oder erkrankt sind, bietet der Verein seitdem kostenlose psychosoziale Beratung und Behandlung an – für Erwachsene, aber auch Kinder und Jugendliche. “Wir konnten in den letzten Jahren durchschnittlich 350 Menschen eine Behandlung ermöglichen, die sonst keine Behandlung bekommen würden“, bilanzierte SEGEMI-Vorstand Mike Mösko zum zehnjährigen Jubiläum des Vereins. Die frühere Patientin Nataliya Ermakova berichtete, dass sie sich nach anfänglicher Skepsis in den Gesprächen mit Dolmetschunterstützung habe öffnen können: “Die Therapie hat mir schließlich das Leben gerettet.”
Schwierige Finanzierungslage für Beratung und Behandlung Geflüchteter
SEGEMI hat sich im vergangenen Jahr mit den beiden Schwesterorganisationen Lichtpunkt und PSB Flucht zu einer Landesarbeitsgemeinschaft der Psychosozialen Zentren (PSZ) in Hamburg vereinigt. Mösko begrüßte das Vorhaben von Bürgerschaft und Stadt Hamburg, zukünftig eine Sockelfinanzierung für die drei PSZ zu ermöglichen. Die Arbeit von SEGEMI im Bereich des Psychosozialen Zentrums wird derzeit ausschließlich über Fördermittel und Spenden finanziert, u.a. von Amnesty International, der UNO-Flüchtlingshilfe, der Peter Möhrle Stiftung und jüngst der Kiezhelden des FC St. Pauli. Wegen bundesweiter Sparmaßnahmen staatlicher Geldgeber und einer geringeren Spendenbereitschaft sind Fördergelder vor allem seit 2024 deutlich zurück gegangen.
Hoher Behandlungsbedarf psychisch Erkrankter mit Fluchterfahrung
Schätzungsweise 20 bis 30 Prozent der nach Deutschland Geflüchteten leiden an einer behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankung – häufig Traumafolgestörungen, wie Posttraumatische Belastungsstörungen, Depressionen und Angststörungen. Behandlungsplätze für eine ambulante Psychotherapie sind in Hamburg meist nur mit langen Wartezeiten zu bekommen. Wer durch Flucht psychisch erkrankt ist und nicht ausreichend Deutsch spricht, hat es noch schwerer, einen Platz zu bekommen. Laut Lukas Welz von der Bundesweiten Arbeitsgemeinschaft der Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer (BAfF e.V.) bleiben etwa 97% der psychisch erkrankten Geflüchteten ohne Behandlung. Oftmals verschlimmerten sich Erkrankungen dadurch und machten später eine aufwändigere und teurere Behandlung notwendig.
Mit Kooperationen zu besserer Versorgung
Seit Gründung versucht SEGEMI durch Kooperationen die Versorgung Behandlungsbedürftiger zu verbessern. Der Verein ist Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband Hamburg und in der BAfF. Beim Dolmetschpool arbeitet man seit Beginn eng mit der Psychotherapeutenkammer zusammen, die auch Mitveranstalterin der Hamburger Tagung am vergangenen Freitag war, die von der Stiftung für Seelische Gesundheit gefördert wurde.
Ansprechpartner: Christoph Heinzle, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (ehrenamtlich)
(040) 300 901 01, presse@segemi.org
Pressemitteilung: Wer Hilfe sucht, muss Hilfe finden
Suizidprävention
Anlässlich des Welttages der Suizidprävention am 10. September fordert die Psychotherapeutenkammer Hamburg mehr Präventions- und Hilfsangebote
Nach aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes ist jeder 100. Todesfall in Deutschland ein Suizid. Im Jahr 2023 starben insgesamt rund 10.300 Menschen durch Suizid. Das sind mehr Todesfälle als durch Verkehrsunfälle, Gewalttaten und Drogen zusammen. Dazu kommen mehr als 100.000 geschätzte Suizidversuche pro Jahr.
„Das sind besorgniserregende Zahlen. In Deutschland wird immer noch nicht genug für die Suizidprävention getan – das gilt auch für Hamburg“, erläutert Heike Peper, Präsidentin der Psychotherapeutenkammer Hamburg.
Die Psychotherapeutenkammer Hamburg setzt sich dafür ein, die Präventions- und Behandlungsangebote zu stärken und auszubauen. „Menschen in suizidalen Krisen müssen frühzeitig Hilfe und professionelle Unterstützung bekommen. Insbesondere Risikogruppen wie ältere Menschen und junge Erwachsene bis 25 Jahre müssen wir mit unseren Hilfs- und Versorgungsangeboten besser erreichen.“
Hierfür appelliert Heike Peper an die Politik: „Die aktuelle Bundesregierung hat sich in ihrem Koalitionsvertrag zu verstärkten Anstrengungen bei der Suizidprävention bekannt. Deshalb muss das bereits in der vergangenen Legislaturperiode erarbeitete Suizidpräventionsgesetz endlich in den Bundestag eingebracht und verabschiedet werden, um den Erhalt und die Weiterentwicklung von Präventionsangeboten rechtlich und finanziell zu sichern.“
Darüber hinaus setzt sich die PTK Hamburg für den Ausbau der psychotherapeutischen Versorgung und für die Schaffung von mehr Behandlungskapazitäten ein, um suizidgefährdeten Menschen zeitnah eine psychotherapeutische Behandlung zu ermöglichen.
„Suizidprävention stellt eine große gesamtgesellschaftliche Aufgabe dar, auf die wir anlässlich des Welttages am 10. September aufmerksam machen möchten“, lautet die klare Botschaft von Heike Peper.
Über die Psychotherapeutenkammer Hamburg:
Der Psychotherapeutenkammer Hamburg gehören als Heilberufekammer und Körperschaft des öffentlichen Rechts zurzeit rund 3.000 Psychologische Psychotherapeut*innen, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen sowie Psychotherapeut*innen an. Die Psychotherapeutenkammer Hamburg ist deren demokratische, auf Selbstverwaltung beruhende Interessenvertretung.
Zum Präventionstag:
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat zusammen mit der International Association for Suicide Prevention (IASP) den 10. September zum Welttag der Suizidprävention erklärt. Seit 2003 macht der Präventionstag auf die hohe Zahl von Suiziden und auf die Möglichkeiten ihrer Verhinderung aufmerksam. Nähere Informationen finden Sie auf welttag-suizidpraevention.de.
Informationen für Betroffene und Angehörige:
• Das Hamburgische Krisentelefon ist unter Nummer 040 / 428 11 3000 erreichbar und bietet telefonische Beratung und Unterstützung in psychischen Krisen an.
• Auf der Internetseite der Psychotherapeutenkammer Hamburg werden weitere Anlaufstellen für Personen genannt, die sich in einer akuten Krise befinden oder dringend psychische Unterstützung benötigen.
• Bei akuter Gefahr oder in Notfällen (z. B. drängende Suizidgedanken, Selbst- oder Fremdgefährdung) rufen Sie den Notruf 112 oder die Polizei 110 an!
Hinweis zur Statistik:
Statistisches Bundesamt (Destatis): Todesursachen – Suizide
Pressemitteilung: Die ePA als Baustein für die weitere Digitalisierung des Gesundheitswesens nutzen
Politischer Sommerabend der Heilberufekammern
Mehr Überblick über Gesundheitsdaten und Verschreibungen und damit eine gezieltere Behandlung, mehr Nutzen für die Versicherten: die elektronische Patientenakte (ePA) ist mit vielfältigen Erwartungen verbunden. Zugleich wird die Einführung der ePA von Kritik und Bedenken begleitet. Nach einer Testphase, an der seit Jahresbeginn unter anderem Praxen und Apotheken aus der hiesigen TI-Modellregion beteiligt waren, und einer freiwilligen Nutzungsmöglichkeit seit Ende April müssen Praxen, Kliniken und Apotheken zum 1. Oktober „ePA-ready“ sein. Was bedeutet das für die Heilberufe in Hamburg? Welche Chancen und welche Probleme werden mit der Einführung der ePA und anderen digitalen Anwendungen im Gesundheitssektor gesehen? Darüber sprachen die Vertreterinnen und Vertreter der fünf Hamburger Heilberufekammern bei ihrem politischen Sommerabend mit rund 100 Gästen aus Politik, Gesundheitswesen und Medien.
Heike Peper, Präsidentin der Psychotherapeutenkammer Hamburg, unterstrich in ihrer Begrüßung, dass der Erfolg und der tatsächliche Nutzen der ePA von der Akzeptanz aller Beteiligten abhänge. „Deshalb müssen Sorgen ernst genommen und Probleme zeitnah behoben werden“, so Peper.
Dr. Pedram Emami, Präsident der Ärztekammer Hamburg, plädierte in seinem Statement dafür, die ePA weiter auszubauen. „Der Anfang ist gemacht. Nach jahrelangen Diskussionen kommt die ePA jetzt endlich in der Patientenversorgung an. Natürlich sehen wir an der ein oder anderen Stelle noch Verbesserungsbedarf. Insbesondere die Softwarehersteller sind gefordert, ihre Systeme so aufzustellen, dass die ePA im Versorgungsalltag reibungslos genutzt werden kann. Insgesamt sollten wir die ePA aber als Chance sehen, um die nötige Digitalisierung des Gesundheitswesens weiter voranzubringen“, so Emami.
Holger Gnekow, Präsident der Apothekerkammer Hamburg, sagte: „Die elektronische Patientenakte darf kein Symbolprojekt bleiben – sie muss für Patientinnen und Patienten echten Nutzen bringen. Dafür braucht es einen unkomplizierten Zugang, eine konsequente Einbindung der Apotheken und eine gesicherte Finanzierung der zusätzlichen Leistungen. Nur so können wir unser pharmazeutisches Know-how einbringen, Wechselwirkungen vermeiden und die Arzneimitteltherapiesicherheit nachhaltig stärken. Die Politik ist jetzt gefordert, praktikable Rahmenbedingungen zu schaffen.“
Dr. Susanne Elsner, Präsidentin der Tierärztekammer, ergänzte für ihre Profession: „Obwohl die ePA in der Tierärzteschaft keine Rolle spielt, sehen wir das Thema „Digitalisierung“ als sehr aktuell und wichtig an und freuen uns dazu mit allen Beteiligten in den Austausch zu gehen.“
Für die Zahnärztekammer betonte Präsident Konstantin von Laffert: „Die ePA bietet den Zahnärztinnen und Zahnärzten wichtige Informationen und unterstützt sie bei Anamnese und Behandlung. Die technischen Probleme müssen rasch gelöst werden, damit sie bei Zahnärztinnen und Zahnärzten wie Patientinnen und Patienten Akzeptanz finden.“
Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer dankte den Kammern in ihrem Grußwort für die konstruktive Zusammenarbeit bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens.
Pressemitteilung der BPtK: Direktzugang zur Psychotherapie statt eines starren Primärarztmodells
BPtK setzt auf Patientensteuerung durch die psychotherapeutische Sprechstunde.
Hilfe bei psychischen Leiden verpflichtend erst nach einem Hausarzttermin? Die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) lehnt dies ab und begründet in einem heute veröffentlichten Positionspapier, warum für Menschen mit psychischen Erkrankungen der Direktzugang zur psychotherapeutischen Sprechstunde erhalten bleiben muss.
»Mit Einführung der psychotherapeutischen Sprechstunde im April 2017 ist es gelungen, für Patient*innen einen niedrigschwelligen Zugang zur psychotherapeutischen Versorgung zu schaffen und sie nach Dringlichkeit und Schwere in die geeigneten Versorgungsangebote zu steuern“, konstatiert BPtK-Präsidentin Dr. Andrea Benecke. „Ein obligatorisch vorgeschalteter Hausarztbesuch, wie er derzeit im Gespräch ist, würde sowohl unnötige Doppelstrukturen schaffen, Wartezeiten verlängern und zusätzliche Kosten verursachen als auch die bewährte Steuerung durch die psychotherapeutische Sprechstunde aushebeln.“
Die psychotherapeutische Sprechstunde sichert eine effiziente, niedrigschwellige und patientenorientierte Abklärung der psychischen Beschwerden und eine Vermittlung in das passende Versorgungsangebot – von Beratungs- und Präventionsangeboten, über Akutbehandlung, Einzel- und Gruppenpsychotherapie, ärztliche Mitbehandlung, Verordnung ergänzender Behandlungen, wie zum Beispiel Ergotherapie, Soziotherapie oder Digitale Gesundheitsanwendungen, bis hin zu Reha und Krankenhausbehandlung.
Aus Sicht der BPtK sprechen zehn Gründe für die Beibehaltung des Direktzugangs zur Psychotherapie:
- Hilfesuchende nutzen den Direktzugang in die psychotherapeutische Sprechstunde.
- Ein starres Primärarztmodell erschwert für viele Menschen mit psychischen Erkrankungen den Weg in die Psychotherapie und erhöht Wartezeiten.
- Die psychotherapeutische Sprechstunde zur Patientensteuerung funktioniert heute passgenau.
- Ein Primärarztmodell kann die Effizienz in der Psychotherapie nicht erhöhen.
- Ein Primärarztsystem hat zum Ziel, dass mehr Fälle hausärztlich versorgt werden. Aber: Das kann die Psychotherapie regulär nicht umfassen.
- Gerade Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen brauchen einen niedrigschwelligen und schnellen Zugang zu psychotherapeutischer Hilfe.
- Ein starres Primärarztmodell würde die Qualität der Patientensteuerung in die Psychotherapie verschlechtern.
- Die Option des Direktzugangs in die psychotherapeutische Sprechstunde unterstützt eine sozial faire Versorgung.
- Wir wollen die erfolgreiche psychotherapeutische Steuerung weiterentwickeln.
- Psychotherapeutische Praxen arbeiten schon heute gut und patientenorientiert mit hausärztlichen- und kinderärztlichen Praxen zusammen. Um diese Kooperation weiter zu verbessern, sind Schnittstellen zu optimieren.
Die ausführlichen Begründungen können im Positionspapier nachgelesen werden.
Pressemitteilung: In Zeiten von Einsamkeit Verbindungen stärken
Psychotherapeutenkammer und Ärztekammer warnen vor den Folgen von Einsamkeit und veranstalten am 24. September 2025 den 7. Tag der Seelischen Gesundheit „In Zeiten von Einsamkeit Verbindungen stärken“
Anlässlich der bundesweiten Aktionswoche „Gemeinsam aus der Einsamkeit“ weisen die Psychotherapeutenkammer Hamburg und die Ärztekammer Hamburg auf die zunehmende Bedeutung des Themas Einsamkeit in unserer Gesellschaft hin. In einer Zeit, in der soziale Kontakte durch digitale Medien und gesellschaftliche Veränderungen immer stärker beeinflusst werden, steigt die Zahl der Menschen, die sich einsam fühlen, deutlich an. Dabei sind alle Altersgruppen betroffen, besonders bei jungen Menschen ist der Trend steigend.
Einsamkeit kann erhebliche Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit haben. Ärztekammer und Psychotherapeutenkammer betonen die Wichtigkeit, das Thema ernst zu nehmen und frühzeitig Unterstützung anzubieten. Ihr Plädoyer: Das Thema aus der Tabuzone zu holen.
„Einsamkeit ist ein gesellschaftliches Thema, das uns alle angeht. Es ist wichtig, offen darüber zu sprechen und soziale Beziehungen zu stärken“, erklärt Heike Peper, Präsidentin der Psychotherapeutenkammer Hamburg.
Dr. Pedram Emami, Präsident der Ärztekammer Hamburg, ergänzt: „Wir müssen als Gesellschaft und auch im medizinischen Bereich stärker für die gesundheitlichen Folgen sensibilisiert werden. Menschen, die sich einsam fühlen, empfinden diese Situation als belastend. Auf Dauer ruft dieses Gefühl Stress hervor, mit den entsprechenden negativen Folgen für die Gesundheit.“
PD Dr. Birgit Wulff, Vizepräsidentin der Ärztekammer betont, dass Einsamkeit nicht nur ältere Menschen betrifft: „Das Einsamkeitsbarometer des Familienministeriums aus dem Jahr 2024 zeigt zum Beispiel, dass sich 14,1 Prozent der 18-29-Jährigen durch Einsamkeit belastet fühlen. Das sind mehr als bei den über 75-Jährigen, von denen 10,2 Prozent angaben, durch Einsamkeit belastet zu sein.“
Die Kammern rufen gemeinsam dazu auf, aufeinander zu achten, soziale Kontakte zu pflegen und bei Bedarf professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Zudem setzen sie sich für eine verstärkte Sensibilisierung von Fachkräften im Gesundheitswesen ein, um die gesundheitlichen Risiken von Einsamkeit frühzeitig zu erkennen und betroffene Menschen gezielt zu unterstützen. Vor diesem Hintergrund steht der diesjährige Tag der Seelischen Gesundheit, unter dem Motto „In Zeiten von Einsamkeit Verbindungen stärken“. Psychotherapeutenkammer und Ärztekammer laden ihre Mitglieder am Mittwoch, den 24. September 2025, zu diesem Fachtag ein, um das Thema Einsamkeit aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten und praxisbezogen zu diskutieren.
Zum Hintergrund:
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) ruft im Rahmen der Aktionswoche „Gemeinsam aus der Einsamkeit“ vom 26. Mai bis 1. Juni 2025 dazu auf, Menschen zusammenzubringen, Begegnungen zu schaffen und über das Thema Einsamkeit zu sprechen. Die mittlerweile dritte Aktionswoche verfolgt das Ziel, zum Thema Einsamkeit zu sensibilisieren und interessierten Menschen vor Ort niedrigschwellige Angebote zum Austausch und zur Begegnung in der Gemeinschaft aufzuzeigen.
Das „Bündnis gegen Einsamkeit in Hamburg (BgEH)“, das von der Bergedorf-Bille-Stiftung koordiniert wird, hat Veranstaltungen in und rund um Hamburg gesammelt und auf seiner Webseite veröffentlicht. Hier finden Sie den Zugang zur Webseite.
Veranstaltungshinweis:
7. Tag der Seelischen Gesundheit
In Zeiten von Einsamkeit Verbindungen stärken
24. September 2025 von 10 bis 16 Uhr in der Ärztekammer Hamburg
Nähere Informationen sowie Anmeldemöglichkeit erfahren Sie auf der Website der Ärztekammer.
Resolutionen des 46. Deutschen Psychotherapeutentages
Der 46. Deutsche Psychotherapeutentag hat am 16. und 17. Mai 2025 in Leipzig folgende Resolutionen verabschiedet.
Gemeinsame Erklärung von BPtK und BKJPP zum ePA-Start
Schutz des Kindes bei Befüllungspflicht und bei Abrechnungsdaten sichern
Zum bundesweiten Rollout der elektronischen Patientenakte (ePA) sprechen sich die Vorstände der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) und des Berufsverbands für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland e.V. (BKJPP) in einer Gemeinsamen Erklärung dafür aus, das enorme Potenzial der ePA bestmöglich auszuschöpfen und gleichzeitig die Risiken zu minimieren, die sich aus Datenschutzlücken bei der ePA für Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren in psychiatrischer und psychotherapeutischer Versorgung ergeben können.
Die Gemeinsame Erklärung von BPtK und BKJPP zum ePA-Start können Sie hier einsehen.