Resolution: Abschiebungen von Menschen mit psychischen Erkrankungen aus laufender psychotherapeutischer Behandlung sofort beenden!

Die Psychotherapeutenkammer Hamburg hat auf der Delegiertenversammlung am 26.11.2025 eine Resolution zu Abschiebungen von geflüchteten Menschen mit psychischen Erkrankungen aus laufender stationärer oder ambulanter Behandlung verabschiedet. In anderen Bundesländern wurden durch entsprechende Erlasse Abschiebungen aus stationären Behandlungen untersagt. Dies muss endlich auch in Hamburg umgesetzt werden.

Die Resolution im Wortlaut:

Abschiebungen von Menschen mit psychischen Erkrankungen aus laufender psychotherapeutischer Behandlung sofort beenden!

Psychische Erkrankungen bedürfen einer kontinuierlichen und verlässlichen Behandlung. Eine Unterbrechung oder ein Abbruch laufender ambulanter oder stationärer Behandlungen von geflüchteten Menschen mit psychischen Erkrankungen durch Abschiebungsmaßnahmen stellt einen schwerwiegenden Eingriff in die Behandlung der betroffenen Menschen dar, gefährdet den Behandlungserfolg und erhöht massiv das Risiko einer Verschlimmerung der Symptomatik bis hin zu akuter Suizidalität. Auch vor dem Hintergrund, dass eine notwendige Fortführung der Behandlung im Herkunftsland oftmals nicht möglich ist, kann eine Abschiebung deshalb eine Gefahr für Leib und Leben der geflüchteten Menschen darstellen. Abschiebungen von geflüchteten Menschen mit psychischen Erkrankungen aus laufender stationärer oder ambulanter Behandlung sind aus Sicht der Delegiertenversammlung der Psychotherapeutenkammer Hamburg nicht nur fachlich unverantwortlich, sondern unmenschlich, da sie grundlegenden ethischen Prinzipien widersprechen.

Die Delegiertenversammlung der Psychotherapeutenkammer Hamburg fordert deshalb die politisch Verantwortlichen in Hamburg auf:

1. Keine Abschiebung während laufender psychotherapeutischer Behandlung

Geflüchtete Menschen mit psychischen Erkrankungen sind als vulnerable Gruppe besonders schutzbedürftig. Daher dürfen aus humanitären Gründen keine Abschiebungen von geflüchteten Menschen erfolgen, die sich in laufender psychotherapeutischer Behandlung und insbesondere in einer stationären Behandlung befinden. Abschiebungen aus einem Krankenhaus sind nicht nur für die schwer psychisch kranken Betroffenen potentiell (re-)traumatisierend. Sie sind auch eine schwerwiegende psychische Belastung für die Mitpatient*innen und für das Personal. In anderen Bundesländern (Berlin, Brandenburg, Bremen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Thüringen) existieren entsprechende Erlasse, die eine Abschiebung aus der stationär-psychiatrischen Behandlung verbieten.

2. Berücksichtigung psychischer Erkrankungen in aufenthalts- und asylrechtlichen Verfahren

Vor einer geplanten Abschiebung ist in allen aufenthalts- und asylrechtlichen Verfahren mit einem ausreichenden zeitlichen Vorlauf eine unabhängige ärztliche oder psychotherapeutische Einschätzung des Behandlungsbedarfs der betroffenen Menschen einzuholen. Bei schwerer Erkrankung und besonderer Schutzbedürftigkeit ist der Einbezug psychotherapeutischer Expertise durch die Beauftragung sowie Anerkennung psychotherapeutischer gutachterlicher Stellungnahme in asyl- und aufenthaltsrechtlichen Verfahren zu gewährleisten.

3. Frühzeitige und ausreichende Behandlungsangebote für psychisch kranke Geflüchtete

Das Behandlungsangebot muss so ausgebaut werden, dass ein unverzüglicher und kontinuierlicher Zugang zu ambulanter oder stationärer psychotherapeutischer Versorgung insbesondere für vulnerable Gruppen und damit auch für geflüchtete Menschen sichergestellt ist.

Resolution verabschiedet von der 101. Delegiertenversammlung am 26. November 2025

Pressemitteilung: Psychotherapeutenkammer Hamburg unterstützt Kampagne „Wir brechen das Schweigen“

Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen am 25. November macht die Psychotherapeutenkammer Hamburg auf die schwerwiegenden psychischen Folgen aufmerksam.

Delegierte und Gäste der Delegiertenversammlung der Psychotherapeutenkammer Hamburg unterstützen die Mitmachaktion "Wir brechen das Schweigen"

Delegierte und Gäste der Delegiertenversammlung der Psychotherapeutenkammer Hamburg unterstützen die Mitmachaktion „Wir brechen das Schweigen“

 

Deutschlandweit wurden vergangenes Jahr 308 Frauen und Mädchen getötet, 132 davon im Zusammenhang mit Partnerschaftsgewalt. Dazu kamen knapp 190.000 Fälle häuslicher Gewalt und mehr als 50.000 Sexualdelikte. In fast allen Bereichen erfasste die Polizei zunehmende Gewalt gegen Frauen, wie die Zahlen des aktuellen Bundeslagebildes des Bundeskriminalamts (BKA) zeigen.

Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen und Mädchen – auch „Orange Day“ genannt – am 25. November macht die Psychotherapeutenkammer Hamburg auf dieses gesellschaftliche Problem und die gesundheitlichen, vor allem psychischen Folgen aufmerksam.

„Die weitreichenden Konsequenzen von Gewalterfahrungen reichen von Schuldgefühlen über Verlust des Selbstwertgefühls bis hin zu psychischen Erkrankungen wie Angststörungen, Schlaf- und Essstörungen, Depressionen, Posttraumatische Belastungsstörungen und Suizidalität. Aber auch Drogen-, Arzneimittel- und Alkoholmissbrauch können Folgen von Gewalterfahrungen sein“, erläutert Heike Peper, Präsidentin der Psychotherapeutenkammer Hamburg. „Zudem können die psychischen Belastungen auch nach dem Ende der Gewalt die Lebens- und Beziehungsgestaltung noch viele Jahre massiv beeinträchtigen.“

Die Psychotherapeutenkammer Hamburg unterstützt die Mitmachaktion „Wir brechen das Schweigen“ unter der Schirmherrschaft von Bundesministerin Karin Prien. „Wir alle tragen Verantwortung dafür, ein Umfeld zu schaffen, in dem betroffene Frauen gehört und ernst genommen werden und eine schnelle und passende Hilfe und Unterstützung erhalten“, sagt Heike Peper und führt weiter aus: Auch Kinder und Jugendliche, deren Mütter Gewalt erlebt haben, benötigen eigenständige Unterstützungsangebote, um Verhaltensauffälligkeiten, Entwicklungsstörungen und psychischen Symptomen vorzubeugen bzw. diese zu behandeln.“

Mitmachaktion „Wir brechen das Schweigen“
Zum zwölften Mal in Folge ruft die Mitmachaktion „Wir brechen das Schweigen“ anlässlich des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen am 25. November dazu auf, ein Zeichen gegen geschlechtsspezifische Gewalt zu setzen. Schirmherrin der Kampagne ist Bundesministerin Karin Prien, die mit den Worten „Jeder Akt der Solidarität hilft den betroffenen Frauen“ für die Aktion wirbt.

Die Beteiligungsmöglichkeiten sind vielfältig, auf der Aktionsseite stehen alle Materialien für die digitale und analoge Teilnahme sowie weitere Informationen zur Verfügung.

Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist rund um die Uhr unter 116 016 und online unter hilfetelefon.de erreichbar – anonym, kostenfrei und in 18 Sprachen. Auch Angehörige, Freund*innen, Nachbar*innen sowie Fachkräfte können dieses Angebot nutzen.

 

Beratung und Information für von Gewalt betroffene Frauen
• Kostenlose Beratung (kostenlos, barrierefrei und mehrsprachig):  Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ 116 016
• Unterstützungs- und Hilfsangebote in Hamburg: https://www.hamburg.de/opferschutz/
Mitmachaktion „Wir brechen das Schweigen“
• Auf der Internetseite der Psychotherapeutenkammer Hamburg werden weitere Anlaufstellen genannt.

Information zum Austausch der Heilberufsausweise 2.0

Zwingender Umtausch des Heilberufsausweises 2.0

Ab Januar 2026 benötigen Heilberufler*innen mit einem elektronischen Heilberufsausweis (eHBA) der Generation 2.0 (D-Trust oder medisign) einen neuen eHBA, da in der Telematikinfrastruktur (TI) erhöhte Sicherheitsstandards gelten und neue Verschlüsselungsalgorithmen eingeführt werden. Die Anbieter haben ihre jeweiligen Kund*innen diesbezüglich bereits kontaktiert.
Auch Psychotherapeut*innen mit einem elektronischen Psychotherapeutenausweis (ePtA) der Generation 2.0 sind von der Umstellung und Austauschpflicht betroffen. Sie müssen zwingend bis spätestens 31. Dezember 2025 ihren Ausweis tauschen, um den Zugang zur Telematikinfrastruktur (TI) auch ab Januar 2026 sicherzustellen. Dies gilt auch dann, wenn der Ausweis eigentlich noch eine längere Laufzeit hat.

Eine Übersicht der zugelassenen Anbieter finden Sie hier.

Aktuelle Information vom 18.11.2025

Die gematik hat mitgeteilt, dass die eHBA nun doch länger eingesetzt werden dürfen als ursprünglich geplant (statt bis zum 31. Dezember 2025 jetzt noch bis zum 30. Juni 2026). Wir möchten dennoch allen betroffenen Mitgliedern dringend empfehlen, sich umgehend um den Kartentausch zu kümmern, um Verzögerungen und mögliche Ausfälle zu vermeiden.

 

Welche Möglichkeiten für den Tausch meiner Karte habe ich?

Keine Datenänderung: Sondertausch
Wenn sich Ihre Daten wie Name und Kammerzugehörigkeit, mit denen Sie Ihren aktuellen Ausweis bestellt haben, nicht geändert haben, können Sie einen sogenannten Sondertausch beantragen. Für diesen Antrag benötigen Sie keine Bestätigung durch die Kammer. Betroffene sollten (sofern noch nicht geschehen) umgehend reagieren und zeitnah den Antrag zum Sondertausch stellen, um fristgerecht zum 31. Dezember 2025 ihre neue Karte zu erhalten.

Datenänderung: Neu- und Folgeantrag
Falls sich Ihre Daten geändert haben, funktioniert der Prozess des Sondertauschs nicht und Sie müssen einen Neu- bzw. Folgeantrag stellen. Hierbei ist es notwendig, dass Ihre Kammer bestätigt, dass Sie als Psychotherapeut*in approbiert sind.

 

Ist ein rechtzeitiger Austausch bei meinem Kartenanbieter noch möglich?
Die Firma medisign GmbH hat aktuell (Stand 10. November 2025) technische Schwierigkeiten, die den Austausch der eHBA der Generation 2.0 betreffen. Ursache ist eine umfassende Systemumstellung, die seit mehreren Monaten andauert. Deshalb sind insbesondere die Bearbeitung von Anträgen mit Datenänderungen sowie deren Bestätigung durch die Kammer derzeit nicht möglich.
Zudem besteht nur eingeschränkt Zugriff auf das medisign-Kundenportal, was dazu führt, dass Neu- und Folgeanträge von Karteninhaber*innen nicht gestellt und allfällige Anträge nur verzögert bearbeitet werden können. medisign versichert, intensiv an der Behebung der Fehler zu arbeiten.

Soweit Sie von dem Prozess Neu- und Folgeantrag betroffen sind, müssen Sie die Entscheidung treffen, ob Sie abwarten möchten, bis medisign GmbH die technischen Fehler wieder vollständig behoben hat, oder ob Sie gegebenenfalls zu einem anderen Anbieter wechseln.

Stand 18.11.2025: Sollten Sie sich für einen alternativen Anbieter entscheiden, wird medisign weder auf Vertragserfüllung bestehen noch Gebühren hierfür in Rechnung stellen.

Der Sondertausch ohne Datenänderung wird weiterhin schrittweise durch medisign bearbeitet.

 

Zu dem genauen Vorgehen des Kartentauschs haben die Anbieter*innen entsprechende Anleitungen auf ihren Kundenportalen bereitgestellt.
D-Trust GmbH (Bundesdruckerei)
medisign

Pressemitteilung: Stigmata abbauen und Resilienz fördern

Psychotherapeutenkammer und Ärztekammer zur Woche der Seelischen Gesundheit

Anlässlich der bundesweiten Woche der Seelischen Gesundheit machen sich die Psychotherapeutenkammer Hamburg und die Ärztekammer Hamburg gemeinsam für die Förderung der psychischen Gesundheit und der Resilienz in allen Lebensreichen stark.

Die diesjährige Woche der Seelischen Gesundheit steht unter dem Motto „Lass Zuversicht wachsen – Psychisch stark in die Zukunft“. Die bundesweite Aktionswoche, die vom 10. bis 20. Oktober stattfindet, legt den Fokus auf die zahlreichen präventiven und psychosozialen Hilfsangebote und nimmt insbesondere die Bedürfnisse (psychisch erkrankter) junger Menschen in den Blick.

Die vergangenen Jahre waren für viele Kinder und Jugendliche belastend und herausfordernd. Die psychische Gesundheit von jungen Menschen ist auch Jahre nach der Corona-Pandemie noch deutlich schlechter als vor der Pandemie. Das zeigen die Ergebnisse der sechsten und siebten Befragungsrunde der COPSY-Studie (COrona und PSYche) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Auch andere aktuelle Studien belegen, dass die psychische Gesundheit von Kindern und jungen Erwachsenen deutlich beeinträchtigt ist. Nach Angaben des Health and Work Barometers der Techniker Krankenkasse sind angehende Schulabsolvent*innen in Deutschland psychisch stark belastet: Mehr als ein Viertel der Schulabsolvent*innen sei emotional erschöpft, so die Studie.
Das vierte Mental-Health-Barometer zeigt, dass fast die Hälfte der befragten Studierenden in Deutschland und Österreich mit psychischen Belastungen kämpft.

Die beiden Heilberufekammern weisen deshalb auf die Bedeutung einer breiten Aufklärung sowie auf nachhaltige Maßnahmen zur Prävention psychischer Erkrankungen hin.

„Die psychische Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen wird zunehmend durch globale Krisen belastet. Viele Kinder und Jugendliche sind verunsichert und machen sich Sorgen um die Zukunft. Deshalb ist es umso wichtiger, ihnen Mut zu machen, ihnen Orientierung zu geben, Selbstwirksamkeit und Zusammenhalt zu fördern und mit den passenden Präventionsangeboten ihre seelische Gesundheit zu stärken“, erläutert Heike Peper, Präsidentin der Psychotherapeutenkammer Hamburg.

„Psychische Gesundheit muss in Kitas, Schulen und Universitäten, aber auch in Betrieben sowie im öffentlichen Diskurs eine größere Rolle spielen. Sie zu fördern ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Und wir müssen auch im medizinischen Bereich stärker für psychische Gesundheit sensibilisieren“, fordert Dr. Pedram Emami, Präsident der Ärztekammer Hamburg und betont die die Bedeutung von Aufklärung und sowie Fortbildung von Fachkräften, um die berufliche Qualifikation im Umgang mit Patient*innen zu fördern und auszubauen.

Torsten Michels, Vizepräsident der Psychotherapeutenkammer, betont: „Um betroffene Kinder und Jugendliche zu erreichen, muss der Fokus auf dem Abbau von Stigmatisierung und einem leichten Zugang zu frühzeitiger Unterstützung liegen.“

PD Dr. Birgit Wulff, Vizepräsidentin der Ärztekammer ergänzt: „Die Bereiche Gesundheit, Bildung und Jugendhilfe müssen mit Blick auf die psychische Gesundheit besser miteinander vernetzt werden. Es ist wichtig, das Thema in allen Lebenslagen und -phasen präsent zu machen und im Problemfall die erforderlichen therapeutischen Ressourcen zur Verfügung stellen zu können.“

Zur Woche der Seelischen Gesundheit:
Die Woche der Seelischen Gesundheit findet vom 10. bis 20. Oktober bundeweit statt. Die Aktionswoche 2025 steht unter dem Motto „Lass Zuversicht wachsen – Psychisch stark in die Zukunft” und legt den Fokus auf die zahlreichen präventiven und psychosozialen Hilfsangebote in ganz Deutschland. Insbesondere werden hierbei die Bedürfnisse (psychisch erkrankter) junger Menschen. Nähere Informationen finden Sie auf seelischegeundheit.net.

Hinweis zur Statistik:
COPSY-Studie (COrona und PSYche) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE)
Health and Work Barometers der TK
Mental-Health-Barometer 2024

Informationen für Betroffene und Angehörige:
• Das Hamburgische Krisentelefon ist unter Nummer 040 / 428 11 3000 erreichbar und bietet telefonische Beratung und Unterstützung in psychischen Krisen an.
• Betroffene und Angehörige finden auf der Internetseite der Psychotherapeutenkammer Hamburg hilfreiche Informationen.
• Auch die Stadt Hamburg informiert zum Thema Seelische Gesundheit. Auf der hamburg.de finden Sie Rat und Hilfe bei psychischen Problemen.
• Bei akuter Gefahr oder in Notfällen (z. B. drängende Suizidgedanken, Selbst- oder Fremdgefährdung) rufen Sie den Notruf 112 oder die Polizei 110 an!

Resolution: Jetzt handeln: Für eine zukunftssichere Versorgung – gesetzliche Regelungen für eine ausreichende Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung schaffen!

Die Psychotherapeutenkammer Hamburg hat auf der am 17.09.2025 stattgefundenen Delegiertenversammlung eine Resolution zur auskömmlichen Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung verabschiedet. Die Resolution im Wortlaut:

Jetzt handeln: Für eine zukunftssichere Versorgung – gesetzliche Regelungen für eine ausreichende Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung schaffen!

Die Psychotherapeutenkammer Hamburg begrüßt die klare Aussage im Koalitionsvertrag der Bundesregierung zur Sicherung der Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung und unterstützt die Forderung der Gesundheitsminister*innenkonferenz vom 12.06.2025, „zeitnah die notwendigen Regelungen zur ausreichenden Finanzierung der neuen Weiterbildung der Psychotherapeuten zu treffen“.

Eine gesetzliche Regelung zur Finanzierung muss jetzt dringend und prioritär umgesetzt werden, da immer mehr Jahrgänge die Psychotherapie-Studiengänge absolviert und ihre Approbation erlangt haben. Die Zahl der Absolvent*innen wird in der nächsten Zeit weiter wachsen.

Dem stehen wegen der fehlenden Finanzierung nur wenige Weiterbildungsplätze in anerkannten Weiterbildungsstätten gegenüber.

Eine gesetzliche Regelung muss sowohl eine angemessene Vergütung der Psychotherapeut*innen in Weiterbildung, als auch eine auskömmliche Refinanzierung von Theorie, Supervision, Selbsterfahrung und Betriebskosten berücksichtigen. Nur so kann eine ausreichende Anzahl an Weiterbildungsplätzen in allen Versorgungsstrukturen geschaffen und etabliert werden.

Die Delegiertenversammlung der Psychotherapeutenkammer Hamburg fordert deshalb den Gesetzgeber auf, umgehend eine gesetzliche Regelung für eine ausreichende und nachhaltige Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung zu schaffen, um die Grundlage für eine zukunftssichere psychotherapeutische Versorgung in Deutschland zu sichern.

gez. Der Vorstand

Pressemitteilung SEGEMI: Bessere Gesundheitsversorgung Geflüchteter durch Dolmetschende Lob für Leuchtturmprojekt von SEGEMI zum zehnjährigen Vereins-Jubiläum

Fachleute aus Politik und Gesundheitswesen fordern für Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung schon einen besseren Zugang zum deutschen Gesundheitssystem. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Überwindung von Sprachbarrieren, so der Tenor bei einer Fachveranstaltung zum zehnjährigen Jubiläum des gemeinnützigen Vereins SEGEMI in Kooperation mit der Psychotherapeutenkammer Hamburg. Um fremdsprachigen Patient*innen psychotherapeutische und fachärztliche Behandlung zu ermöglichen, vermittelt SEGEMI durch den Hamburger Dolmetschpool professionelle Dolmetschende an ambulante somatische und psychotherapeutische-psychiatrische Praxen. Die Diskutierenden sprachen sich dafür aus, diese Unterstützung zu einer gesetzlichen Regelleistung und damit bundesweit verfügbar zu machen.

Vorreiter Hamburg setzt sich für bundesweite Regelung ein

Tim Angerer (SPD), Staatsrat der Behörde für Gesundheit und Soziales, wünschte sich einen Brückenschlag über Hamburg hinaus. „Es braucht geschulte und professionelle Sprachmittler und Sprachmittlerinnen mit offenem Herzen. Sprachmittlung hat eine zentrale Funktion für den Zugang zu Versorgung“, sagte Angerer in seinem Grußwort und kündigte an, dass Hamburg sich weiterhin für eine bundesweite Lösung einsetzen werde, damit Sprachmittlung zur Regelleistung der gesetzlichen Krankenversicherung werde. Die Behörde finanzierte den Dolmetschpool als bundesweit einzigartiges Modellprojekt von Beginn an und unterstützt ihn mit derzeit knapp 600.000€ jährlich. Die grüne Bundestagsabgeordnete und Gesundheitspolitikerin Linda Heitmann äußerte sich skeptisch über Möglichkeiten für eine zeitnahe bundesweite Regelung. Angesichts der gesellschaftlichen Stimmung stehe das Thema derzeit leider nicht besonders weit vorne.

Einzigartiger Dolmetschpool ermöglicht muttersprachliche Behandlung

SEGEMI ermöglicht Behandelnden, sich durch kostenlose Unterstützung des Dolmetschpools mit ihren Patient*innen zu verständigen und sie fachgerecht zu behandeln. 2017 war man mit wenigen hundert Einsätzen jährlich gestartet, koordiniert inzwischen mehr als 4.500 pro Jahr. Mehr als ein Drittel der Einsätze entfallen auf die Sprachen Dari und Farsi für Menschen aus Afghanistan und Iran. Russisch, Arabisch und Türkisch folgen in der Statistik. Der psychiatrisch-psychotherapeutische Bereich bildet mit mehr als zwei Dritteln den Schwerpunkt des Dolmetschpools.

Praxen sollen für stärkere Nutzung der Dolmetschenden motiviert werden

Nahezu 150 ambulante ärztliche und psychotherapeutische Praxen in Hamburg sind derzeit an den Pool angeschlossen. Das ist eine deutliche Steigerung im Lauf der Jahre. Im Vergleich zu der Gesamtzahl aller Praxen in Hamburg ist dies bislang allerdings nur ein Bruchteil von knapp 4%, die dieses kostenlose Angebot in Anspruch nehmen. Heike Peper, Präsidentin der Psychotherapeutenkammer Hamburg, kündigte weitere Maßnahmen der Kammer an, um mehr Praxen zu motivieren, Dolmetscher*innen in ihren Praxisablauf zu integrieren. Peper nannte den Dolmetschpool ein bundesweites Leuchtturmprojekt und bedauerte, dass die geplante bundesweite Regelung mit dem Ende der Ampelkoalition gescheitert ist. „Wenn der Zugang zu Gesundheitsversorgung behindert wird, bedeutet das fortgesetzte systematische Ausgrenzung und Diskriminierung“. Viele Psychotherapeut*innen und Psychiater*innen haben wenig Erfahrung in interkultureller Arbeit. Die Hamburger Psychotherapeutin Paula-Sophie Wilckens berichtete über positive Erfahrungen in ihrer Zusammenarbeit mit Dolmetschenden und rief dazu auf, Hemmungen abzubauen. „Ich freue mich über die Teamarbeit, das haben wir sonst in der ambulanten Therapie nicht.“

Positive Bilanz der psychosozialen Beratung nach zehn Jahren

SEGEMI wurde im September 2015 als Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der seelischen Gesundheit in der Metropolregion Hamburg gegründet. Für Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrungen, die psychisch belastet oder erkrankt sind, bietet der Verein seitdem kostenlose psychosoziale Beratung und Behandlung an – für Erwachsene, aber auch Kinder und Jugendliche. “Wir konnten in den letzten Jahren durchschnittlich 350 Menschen eine Behandlung ermöglichen, die sonst keine Behandlung bekommen würden“, bilanzierte SEGEMI-Vorstand Mike Mösko zum zehnjährigen Jubiläum des Vereins. Die frühere Patientin Nataliya Ermakova berichtete, dass sie sich nach anfänglicher Skepsis in den Gesprächen mit Dolmetschunterstützung habe öffnen können: “Die Therapie hat mir schließlich das Leben gerettet.”

Schwierige Finanzierungslage für Beratung und Behandlung Geflüchteter

SEGEMI hat sich im vergangenen Jahr mit den beiden Schwesterorganisationen Lichtpunkt und PSB Flucht zu einer Landesarbeitsgemeinschaft der Psychosozialen Zentren (PSZ) in Hamburg vereinigt. Mösko begrüßte das Vorhaben von Bürgerschaft und Stadt Hamburg, zukünftig eine Sockelfinanzierung für die drei PSZ zu ermöglichen. Die Arbeit von SEGEMI im Bereich des Psychosozialen Zentrums wird derzeit ausschließlich über Fördermittel und Spenden finanziert, u.a. von Amnesty International, der UNO-Flüchtlingshilfe, der Peter Möhrle Stiftung und jüngst der Kiezhelden des FC St. Pauli. Wegen bundesweiter Sparmaßnahmen staatlicher Geldgeber und einer geringeren Spendenbereitschaft sind Fördergelder vor allem seit 2024 deutlich zurück gegangen.

Hoher Behandlungsbedarf psychisch Erkrankter mit Fluchterfahrung

Schätzungsweise 20 bis 30 Prozent der nach Deutschland Geflüchteten leiden an einer behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankung – häufig Traumafolgestörungen, wie Posttraumatische Belastungsstörungen, Depressionen und Angststörungen. Behandlungsplätze für eine ambulante Psychotherapie sind in Hamburg meist nur mit langen Wartezeiten zu bekommen. Wer durch Flucht psychisch erkrankt ist und nicht ausreichend Deutsch spricht, hat es noch schwerer, einen Platz zu bekommen. Laut Lukas Welz von der Bundesweiten Arbeitsgemeinschaft der Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer (BAfF e.V.) bleiben etwa 97% der psychisch erkrankten Geflüchteten ohne Behandlung. Oftmals verschlimmerten sich Erkrankungen dadurch und machten später eine aufwändigere und teurere Behandlung notwendig.

Mit Kooperationen zu besserer Versorgung

Seit Gründung versucht SEGEMI durch Kooperationen die Versorgung Behandlungsbedürftiger zu verbessern. Der Verein ist Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband Hamburg und in der BAfF. Beim Dolmetschpool arbeitet man seit Beginn eng mit der Psychotherapeutenkammer zusammen, die auch Mitveranstalterin der Hamburger Tagung am vergangenen Freitag war, die von der Stiftung für Seelische Gesundheit gefördert wurde.

Ansprechpartner: Christoph Heinzle, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (ehrenamtlich)
(040) 300 901 01, presse@segemi.org

Pressemitteilung: Wer Hilfe sucht, muss Hilfe finden

Suizidprävention

Anlässlich des Welttages der Suizidprävention am 10. September fordert die Psychotherapeutenkammer Hamburg mehr Präventions- und Hilfsangebote

Nach aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes ist jeder 100. Todesfall in Deutschland ein Suizid. Im Jahr 2023 starben insgesamt rund 10.300 Menschen durch Suizid. Das sind mehr Todesfälle als durch Verkehrsunfälle, Gewalttaten und Drogen zusammen. Dazu kommen mehr als 100.000 geschätzte Suizidversuche pro Jahr.

„Das sind besorgniserregende Zahlen. In Deutschland wird immer noch nicht genug für die Suizidprävention getan – das gilt auch für Hamburg“, erläutert Heike Peper, Präsidentin der Psychotherapeutenkammer Hamburg.

Die Psychotherapeutenkammer Hamburg setzt sich dafür ein, die Präventions- und Behandlungsangebote zu stärken und auszubauen. „Menschen in suizidalen Krisen müssen frühzeitig Hilfe und professionelle Unterstützung bekommen. Insbesondere Risikogruppen wie ältere Menschen und junge Erwachsene bis 25 Jahre müssen wir mit unseren Hilfs- und Versorgungsangeboten besser erreichen.“

Hierfür appelliert Heike Peper an die Politik: „Die aktuelle Bundesregierung hat sich in ihrem Koalitionsvertrag zu verstärkten Anstrengungen bei der Suizidprävention bekannt. Deshalb muss das bereits in der vergangenen Legislaturperiode erarbeitete Suizidpräventionsgesetz endlich in den Bundestag eingebracht und verabschiedet werden, um den Erhalt und die Weiterentwicklung von Präventionsangeboten rechtlich und finanziell zu sichern.“

Darüber hinaus setzt sich die PTK Hamburg für den Ausbau der psychotherapeutischen Versorgung und für die Schaffung von mehr Behandlungskapazitäten ein, um suizidgefährdeten Menschen zeitnah eine psychotherapeutische Behandlung zu ermöglichen.

„Suizidprävention stellt eine große gesamtgesellschaftliche Aufgabe dar, auf die wir anlässlich des Welttages am 10. September aufmerksam machen möchten“, lautet die klare Botschaft von Heike Peper.

 

Über die Psychotherapeutenkammer Hamburg:
Der Psychotherapeutenkammer Hamburg gehören als Heilberufekammer und Körperschaft des öffentlichen Rechts zurzeit rund 3.000 Psychologische Psychotherapeut*innen, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen sowie Psychotherapeut*innen an. Die Psychotherapeutenkammer Hamburg ist deren demokratische, auf Selbstverwaltung beruhende Interessenvertretung.

Zum Präventionstag: 
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat zusammen mit der International Association for Suicide Prevention (IASP) den 10. September zum Welttag der Suizidprävention erklärt. Seit 2003 macht der Präventionstag auf die hohe Zahl von Suiziden und auf die Möglichkeiten ihrer Verhinderung aufmerksam. Nähere Informationen finden Sie auf welttag-suizidpraevention.de.

Informationen für Betroffene und Angehörige:
• Das Hamburgische Krisentelefon ist unter Nummer 040 / 428 11 3000 erreichbar und bietet telefonische Beratung und Unterstützung in psychischen Krisen an.
• Auf der Internetseite der Psychotherapeutenkammer Hamburg werden weitere Anlaufstellen für Personen genannt, die sich in einer akuten Krise befinden oder dringend psychische Unterstützung benötigen.
• Bei akuter Gefahr oder in Notfällen (z. B. drängende Suizidgedanken, Selbst- oder Fremdgefährdung) rufen Sie den Notruf 112 oder die Polizei 110 an!

Hinweis zur Statistik:
Statistisches Bundesamt (Destatis): Todesursachen – Suizide

Pressemitteilung: Die ePA als Baustein für die weitere Digitalisierung des Gesundheitswesens nutzen

Politischer Sommerabend der Heilberufekammern

Mehr Überblick über Gesundheitsdaten und Verschreibungen und damit eine gezieltere Behandlung, mehr Nutzen für die Versicherten: die elektronische Patientenakte (ePA) ist mit vielfältigen Erwartungen verbunden. Zugleich wird die Einführung der ePA von Kritik und Bedenken begleitet. Nach einer Testphase, an der seit Jahresbeginn unter anderem Praxen und Apotheken aus der hiesigen TI-Modellregion beteiligt waren, und einer freiwilligen Nutzungsmöglichkeit seit Ende April müssen Praxen, Kliniken und Apotheken zum 1. Oktober „ePA-ready“ sein. Was bedeutet das für die Heilberufe in Hamburg? Welche Chancen und welche Probleme werden mit der Einführung der ePA und anderen digitalen Anwendungen im Gesundheitssektor gesehen? Darüber sprachen die Vertreterinnen und Vertreter der fünf Hamburger Heilberufekammern bei ihrem politischen Sommerabend mit rund 100 Gästen aus Politik, Gesundheitswesen und Medien.

Heike Peper, Präsidentin der Psychotherapeutenkammer Hamburg, unterstrich in ihrer Begrüßung, dass der Erfolg und der tatsächliche Nutzen der ePA von der Akzeptanz aller Beteiligten abhänge. „Deshalb müssen Sorgen ernst genommen und Probleme zeitnah behoben werden“, so Peper.

Dr. Pedram Emami, Präsident der Ärztekammer Hamburg, plädierte in seinem Statement dafür, die ePA weiter auszubauen. „Der Anfang ist gemacht. Nach jahrelangen Diskussionen kommt die ePA jetzt endlich in der Patientenversorgung an. Natürlich sehen wir an der ein oder anderen Stelle noch Verbesserungsbedarf. Insbesondere die Softwarehersteller sind gefordert, ihre Systeme so aufzustellen, dass die ePA im Versorgungsalltag reibungslos genutzt werden kann. Insgesamt sollten wir die ePA aber als Chance sehen, um die nötige Digitalisierung des Gesundheitswesens weiter voranzubringen“, so Emami.

Holger Gnekow, Präsident der Apothekerkammer Hamburg, sagte: „Die elektronische Patientenakte darf kein Symbolprojekt bleiben – sie muss für Patientinnen und Patienten echten Nutzen bringen. Dafür braucht es einen unkomplizierten Zugang, eine konsequente Einbindung der Apotheken und eine gesicherte Finanzierung der zusätzlichen Leistungen. Nur so können wir unser pharmazeutisches Know-how einbringen, Wechselwirkungen vermeiden und die Arzneimitteltherapiesicherheit nachhaltig stärken. Die Politik ist jetzt gefordert, praktikable Rahmenbedingungen zu schaffen.“

Dr. Susanne Elsner, Präsidentin der Tierärztekammer, ergänzte für ihre Profession: „Obwohl die ePA in der Tierärzteschaft keine Rolle spielt, sehen wir das Thema „Digitalisierung“ als sehr aktuell und wichtig an und freuen uns dazu mit allen Beteiligten in den Austausch zu gehen.“

Für die Zahnärztekammer betonte Präsident Konstantin von Laffert: „Die ePA bietet den Zahnärztinnen und Zahnärzten wichtige Informationen und unterstützt sie bei Anamnese und Behandlung. Die technischen Probleme müssen rasch gelöst werden, damit sie bei Zahnärztinnen und Zahnärzten wie Patientinnen und Patienten Akzeptanz finden.“
Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer dankte den Kammern in ihrem Grußwort für die konstruktive Zusammenarbeit bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens.

Pressemitteilung der BPtK: Direktzugang zur Psychotherapie statt eines starren Primärarztmodells

BPtK setzt auf Patientensteuerung durch die psychotherapeutische Sprechstunde.